Mit dem Projekt Fiscalization 2.0 nimmt Kroatien eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung der steuerlichen Prozesse in Europa ein. Während viele EU-Staaten – auch Deutschland – die E-Rechnungspflicht zunächst auf den B2B-Bereich beschränken, geht Kroatien einen entscheidenden Schritt weiter: Ab 2026 müssen alle umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen E-Rechnungen nicht nur im Geschäftsverkehr (B2B), sondern auch im Privatkundensegment (B2C) ausstellen und empfangen.
Fiscalization 2.0: Kroatien führt verpflichtende E-Rechnung für B2B und B2C ein – Ein Weckruf für die “Großen”?
Damit definiert Kroatien einen neuen Standard für Steuertransparenz und digitale Compliance und wird zum Benchmark für den europäischen Raum.
Für deutsche Unternehmen ergibt sich daraus eine spannende Perspektive: Während die hiesige E-Rechnungspflicht ab 2025 zunächst nur B2B-Transaktionen erfasst, könnten die Erfahrungen und Prozesse aus Kroatien mittelfristig Modellcharakter für ganz Europa bekommen. Die EU-weite Initiative „VAT in the Digital Age“ (ViDA) und die geplante Einführung eines digitalen Meldesystems zur Umsatzsteuer setzen bereits heute klare Signale, dass künftig ein vollumfängliches, digitales und in Echtzeit meldendes Ökosystem für Rechnungen und Steuerdaten angestrebt wird.
Kroatien zeigt mit Fiscalization 2.0, wie das in der Praxis aussehen kann:
- Echtzeitmeldung sämtlicher Rechnungen (B2B und B2C) an die Finanzbehörden
- Einheitliche, durchgängige digitale Standards (AS4, Peppol, eRačun)
- Pflicht zur Nutzung automatisierter, interoperabler Plattformen
- Schrittweise Ausweitung ab 2027 auch auf den gesamten öffentlichen Sektor
Damit adressiert Kroatien nicht nur die klassischen Herausforderungen im B2B-Umfeld, sondern nimmt auch die hochvolumigen, oftmals weniger digitalisierten B2C-Prozesse systematisch in die Pflicht. Das ist ein bedeutender Unterschied zu den aktuellen Entwicklungen etwa in Deutschland, wo der B2C-Bereich – trotz aller Digitalisierungsbestrebungen – zunächst noch außen vor bleibt.
Wie läuft die Einführung der Pflicht zur elektronischen Rechnung in Kroatien ab?
Die Umsetzung ist klar gestaffelt, damit Unternehmen ausreichend Zeit zur Vorbereitung haben und die Behörden die Prozesse in der Praxis testen können:
- September 2025:
Kroatien startet eine umfassende Testphase. Unternehmen können und sollten ihre Systeme schon vor dem offiziellen Start der Pflicht anpassen, Prozesse durchspielen und die technische Infrastruktur für das Echtzeit-Reporting prüfen. Die Testphase bietet Raum, um Fehlerquellen zu erkennen und Prozesse optimal aufzustellen – und ist damit für Unternehmen, die Compliance und Effizienz ernst nehmen, eine wertvolle Chance.
- 1. Januar 2026:
Die E-Rechnungspflicht tritt offiziell in Kraft. Ab diesem Stichtag gilt: Sämtliche inländischen Rechnungen, egal ob B2B oder B2C, müssen elektronisch ausgestellt, empfangen und in Echtzeit an die kroatischen Finanzbehörden gemeldet werden. Ein Verstoß kann zu empfindlichen Sanktionen führen.
- Ab 2027:
Die Verpflichtung zur E-Rechnung wird auf staatliche und außerbudgetäre Stellen ausgedehnt – auch wenn diese nicht umsatzsteuerpflichtig sind. Damit schließt Kroatien praktisch sämtliche Transaktionen im Land in das digitale Reporting ein und baut eine der transparentesten Steuerlandschaften Europas.
Technologisch setzt Kroatien dabei konsequent auf internationale Standards: Im Fokus stehen das AS4-Protokoll für sicheren Datenaustausch, Peppol und EDI für die Interoperabilität sowie die Nutzung der etablierten eRačun-Plattform, die bereits für B2G-Rechnungen genutzt wird. Künftig werden auch B2B- und B2C-Prozesse über diese Infrastruktur abgewickelt.
Was heißt das E-Invoicing in Kroatien für deutsche B2B- und B2C-Unternehmen?
Viele deutsche Unternehmen stehen aktuell bereits vor der Herausforderung, die neuen gesetzlichen Anforderungen zur E-Rechnungspflicht (B2B) in Deutschland umzusetzen und sich gleichzeitig auf die künftigen ViDA-Vorgaben der EU sowie das geplante digitale Meldesystem zur Umsatzsteuer vorzubereiten. Für die betroffenen Unternehmen lohnt sich der Blick nach Kroatien in mehrfacher Hinsicht:
- Learning: Blick in die mögliche Zukunft der digitalen Rechnungs- und Steuersystemedas kroatische Beispiel gibt potenzielle einen ersten Vorgeschmack darauf, wie umfassend die Transformation steuerlicher und buchhalterischer Prozesse künftig ausfallen kann. Wer seine Systemlandschaft und Prozesse schon jetzt modular, international und auf Interoperabilität ausrichtet, wird auch für kommende Ausbaustufen – etwa eine Erweiterung auf B2C oder ein digitales Meldesystem zur Umsatzsteuer – bestens aufgestellt sein.
- Learning: Rein technische E-Rechnungslösungen sind schon jetzt zu kurz gedacht
Zudem wird deutlich, dass die rein technische Implementierung von E-Invoicing-Lösungen allein nicht ausreicht. Gefragt sind ganzheitliche Ansätze: Digitale Rechnungsprozesse müssen mit den Anforderungen an Real-Time Reporting, automatisierte Workflows und zentrale Datenhaltung verzahnt werden. Nur so lassen sich Skaleneffekte erzielen und der administrative Aufwand nachhaltig reduzieren – auch über Ländergrenzen hinweg.
- Learning: Do’s und Dont’s beobachten lohnt sich!
Mit seinem B2C-Vortstoß fungiert Kroatien in den nächsten Jahren als Praxislabor für die Auswirkungen eines vollumfänglichen digitalen Rechnungs- und Steuerwesens. Unternehmen können aus der dortigen Einführung frühzeitig lernen: Wie gelingt die Integration von B2C-Prozessen? Wo entstehen neue Anforderungen an Datenschutz, Prozessautomation und Kundenkommunikation? Welche Best Practices lassen sich auf andere Märkte übertragen?
Für die Praxis bedeutet das: Wer auch als deutsches Unternehmen heute seine Systemlandschaft und Geschäftsprozesse neu ausrichtet, interoperabel und skalierbar denkt und bereits Erfahrungen aus Märkten wie Kroatien nutzt, wird mittelfristig entscheidende Vorteile haben. Nicht nur, weil regulatorische Anforderungen leichter erfüllt werden können, sondern auch, weil effiziente, medienbruchfreie Abläufe Wettbewerbsvorteile schaffen.
Immer aktuell informiert - nicht nur über die E-Rechnung in Kroatien!
Unsere konkrete Empfehlungen für Sie:
- Pflegen Sie konkrete Geschäftsbeziehungen in und nach Kroatien? Dann nutzen Sie die Testphase ab Herbst 2025, um technische und organisatorische Prozesse gezielt vorzubereiten.
- Prüfen Sie, wie Ihr ERP- und Rechnungswesen-System auf die geforderten internationalen Standards (AS4, Peppol, EDI) ausgerichtet ist.
- Setzen Sie auf leistungsfähige, erprobte und besonders anpassungsfähige Compliance-Lösungen, die eine einfache Skalierung auf weitere Länder und Geschäftsmodelle ermöglichen.
- Beobachten Sie, wie sich B2C- und öffentliche Prozesse in Kroatien digitalisieren – diese Erfahrungen können künftig auch für Deutschland und die EU wertvoll sein.
Jetzt proaktiv E-Rechnung einführen und Compliance sichern
Die E-Rechnungspflicht in Kroatien markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur vollständig digitalen, transparenten Steuerlandschaft in Europa. Unternehmen, die sich rechtzeitig auf die neuen Anforderungen einstellen, sichern sich nicht nur Compliance, sondern schaffen auch Freiräume für effiziente, zukunftsfähige Prozesse – und positionieren sich als digitale Vorreiter im internationalen Wettbewerb.
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